Ich habe mich nicht immer mit meinen Gefühlen verbunden gefühlt, ganz im Gegenteil. Gefühle waren für mich eine fremdartige, rätselhafte Sache, im Großen und Ganzen unangenehm, lästig, überflüssig. Warum sie existieren – keine Ahnung. Das sie mir dienen wollen – dieser Gedanke war mir fern.
Zum Glück müssen wohl irgendwelche guten Mächte über mich gewacht haben, in Zeiten in denen ich noch nicht mit meinen Gefühlen verbunden war und noch nicht von ihnen beschützt wurde.
Kurz nach meinem Abi kam ich in Los Angeles an, ein Round-the-world-Ticket und fünfzig Dollar in der Tasche. Kein Geld, kein Problem, war schon damals meine Devise. Freunde hatten mich gerade an der Greyhound Station abgesetzt. Insgeheim hatte ich aber vor, nicht den Bus zu nehmen, sondern zu Trampen, um Geld zu sparen. So war ich in Deutschland schon häufig unterwegs gewesen, und außerdem konnte ich ja Karate. (Gelber Gürtel, hahaha!) Schon wenige Schritte abseits der Bushaltestation merkte ich, dass das Umfeld feindseliger war, als ich es in meinem Heimatland jemals erlebt hatte. Ein armseliges, freudlos wirkendes, graues Viertel, und auf der anderen Straßenseite wenig vertrauenserweckende Gestalten. Ein paar Meter vor mir auf dem Boden saß ein ziemlich fertig aus sehender Mann und reinigte sich mit einem mittelgroßem Messer die Fingernägel. Er machte eine heranwinkende Handbewegung. Mein Verstand meldete: „Das könnte gefährlich werden!“ und ich entschied mich spontan, wieder zur Bushaltestelle zurückzukehren. Dort angekommen, fragte ich mich, warum ich eigentlich umgekehrt war: Wenn er mir blöd gekommen wäre, kein Problem, ich kann doch Karate! Haarsträubend, ich weiß, aber so war ich eben damals unterwegs. Ich konnte damals eben keine Angst fühlen. An diesem Beispiel sehen wir: Es kann fatal sein, wenn wir zum Beispiel mit dem Gefühl der Angst nicht verbunden sind! War ich eben damals nicht, also kehrte ich wieder um, um die Sache durchzuziehen. Kaum setzte ich mich wieder in Bewegung, stellte sich mir ein mindestens zwei Meter großer Schwarzer in den Weg. Er wirkte in Gegensatz zu den Gestalten da draußen gepflegt und ordentlich gekleidet. „Where are you going?“ fragte er mich streng. „I am going to the petrol station to hitchhike to Seattle.“ erklärte ich fröhlich. Er richtete sich noch etwas mehr auf und erwiderte mit unmissverständlichem Selbstverständnis: „I am send by God, and I am here to tell you NOT to hitchhike.“ Na, da war ich dann doch etwas perplex. Meine Pläne kamen ins Wanken. Send by God? Ein Engel etwa? Er erklärte mir, dass die Menschen hier so arm sind, dass sie mich für meine Klamotten am Leib umbringen würden. Ich wollte noch erwidern: „Aber ich kann Karate!“, biss mir aber kleinlaut auf die Lippen. Ich entschied mich an diesem Tag, es statt mit Trampen doch lieber mit Schwarzfahren zu versuchen und erlebte noch viele Abenteuer auf dieser Reise. Doch Angst? Fehlanzeige. Auf eine Art war ich wie betäubt, aber ich wusste es nicht. Ich glaube, es müssen in diesen Jahren wirklich ein paar Schutzengel um mich gewesen sein. Mindestens. Im Dauereinsatz.
Ein paar Jahre später, immer noch jung, abenteuerlustig und arglos, experimentierte ich mit psychedelischen Pilzen. (Anmerkung: ich möchte mich an dieser Stelle weder für, noch gegen psychedelische Substanzen aussprechen! Doch das Thema sprengt hier den Rahmen.)
Die ersten zwei Male waren wunderschön, ich tauchte in mein persönliches verspieltes Universum von Farben und Formen ein. Das dritte Mal: keine Visionen, keine schönen Bilder. Nur ein unbekanntes, nie bewusst gefühltes Gefühl: die pure Todesangst, der reinste Horror. Es war so unerträglich, dass ich meinen Freund bat, mir eine Beruhigungstablette zu geben. Ich schlief ein. Als ich wieder aufwachte, war der ganze Raum in ein goldenes Licht getaucht, welches alle meine Fasern zu durchdringen schien. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben zu Hause angekommen. Wieder schlief ich ein. Ich konnte mich hinterher nicht genau erinnern, was geschehen war, doch ich hatte das Gefühl, es war etwas bahnbrechendes geschehen. Nach dieser Erfahrung ließ ich erst mal die Finger von Substanzen aller Art. Doch etwas hatte sich grundlegend geändert. Es war, als ob eine Art Panzer um meine Persönlichkeit aufgebrochen war. Ich war verbunden mit meinen Emotionen, fühlte mich verletztlich, sensibel, berührbar. Ich hatte das Gefühl, zum ersten Mal in meinem Leben die Welt zu sehen, vor allem die Welt in ihrer Schönheit. In den ersten Wochen weinte ich beim Anblick der Regentropfen, wie sie auf der Fensterscheibe fließen, sich verbinden, sich wieder trennen. Ich bestaunte die Schönheit der Staubpartikel, wie sie im Raum tanzten, wenn das Sonnenlicht sie bestrahlt. Die Natur war schöner denn je und ein Zauber schien über allem zu liegen. Und zum ersten Mal wollte ich mit meinen Mitmenschen in Beziehung treten, mich mit ihnen verbinden, auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden.
Die ganze Palette meiner Gefühle erschloss sich in den kommenden Jahren wie ein Regenbogen und mir wurde klar, dass ich vorher nicht wirklich lebendig gewesen war. Und dennoch blieben mir Gefühle rätselhaft, als wäre ich eine Vulkanierin:
Faszinierend, aber wofür soll das gut sein?
Eine mitfühlende Freundin empfahl mir schließlich das Buch „Gefühle – eine Gebrauchsanweisung“ von Amana Virani. Und da verstand ich dann endlich. Ich schreibe diesen Artikel für alle, denen es ein bisschen geht, wie es mir früher erging.
Ein gutes Gefühl, drei schlechte?
Die unausgesprochene Vorannahme, dass Freude gut und angenehm ist, jedoch Wut, Angst, und Trauer schlecht und unangenehm sind, ist sehr verbreitet.
Wenn wir als Kinder Angst haben, heisst es: „Du brauchst doch keine Angst haben!“
Wenn wir traurig sind, heisst es: „Sei nicht traurig!“
Viele von uns wurden bestraft, wenn sie Wut zum Ausdruck brachten.
Vielen Erwachsenen sind die eigenen und fremden Gefühle unangenehm, und das vermitteln sie dann auch den Kindern in ihrem Umfeld. Natürlich sagt man uns das in den seltesten Fällen direkt, das sind Botschaften, die zwischen den Zeilen vermittelt werden. Umso schwieriger ist dann der bewußte Zugriff auf solche Programmierungen.
Ich habe als Kind gelernt, dass nur Feiglinge Angst haben und Heulsusen weinen. Mit meiner Wut, die grenzenlos war, eckte ich nur an, ich habe gelernt, sie zu verstecken.
Ein gutes Gefühl und drei schlechte, kann das wirklich sein? Immer nur gut drauf sein, sich freuen, ist es das was wir wollen, ist es das, was es zu erstreben gilt?
Doch je mehr wir nur die Freude haben wollen, umso mehr entzieht sie sich unserem Zugriff. Warum das so ist, wird im Folgenden klar werden.
Gefühle und ihre dazu gehörigen gedanklichen Interpretationen
Eine weitere weit verbreitete Vorstellung ist, dass Gefühle und Gedanken zwei getrennte Welten sind, die nicht miteinander verbunden sind. Fühlen ist gut, Denken ist schlecht. Oder umgekehrt.
Doch das ist natürlich Bullshit.
Gefühle entstehen auch nicht zwangsläufig aus Situationen. Egal, in welcher Situation wir uns befinden, wir könnten mit jedem erdenklichen Gefühl darauf reagieren.
Denn Gefühle entstehen durch unsere gedankliche Interpretation einer Situation. Die Situation an sich besagt gar nichts, es kommt ganz darauf an, wie ich sie einschätze und welche Gefühle ich mir erlaube, weil ich es so gelernt habe.
„Das ist falsch!“ ist die gedankliche Interpretion,
die Wut erzeugt.
„Das ist schön!“ oder „Das ist gut!“ erzeugt Freude.
„Das ist schade!“ erzeugt Trauer.
„Das ist furchtbar!“ erzeugt Angst.
Jeder von uns hat sein ganz persönliches Gefühls-Profil, Gefühle, die wir mögen und häufig fühlen, Gefühle, die wir nicht so gerne mögen oder von denen wir uns sogar abgeschnitten haben. Nicht einmal die Freude ist von allen gerne gesehen.
Wenn wir emotional völlig gesund sind, sind uns alle Gefühle zugänglich und dienen uns. Das Gefühl wird dann gefühlt, wenn es der Situation angemessen ist, im jeweiligen Augenblick. Dann kann es seine Kraft entfalten. Hilft es mir, wenn ich wütend werde, wenn mein bester Freund gerade gestorben ist? Dient es mir, wenn ich traurig werde, wenn ich schlecht behandelt werde, ich mich aber zur Wehr setzten könnte und sollte? Zu solchen sogenannten „zweckentfremdeten Gefühlen“ kommt es, wenn uns bestimmte Gefühle nicht zugänglich sind. Dann greifen wir auf andere Gefühle zurück, die nicht zur Situation passen.
Jedes Gefühl hat sein Licht und sein Schatten, kennt ein Zuviel oder ein Zuwenig.
Für mich war auch eine bahnbrechende Erkenntnis, dass kein Gefühl per se unangenehm ist. Erstens erzeugen wir unsere Gefühle selbst (durch oben genannte gedanklichen Interpretaionen), auch wenn das den Meisten nicht bewusst ist. Zweitens können wir lernen, jedes, wirklich jedes Gefühl zu genießen. Das gelingt mir bei den meisten Gefühlen auch schon ganz gut, bis auf die Angst, aber auch da zeigen sich Fortschritte 🙂
Freude
Freude empfinden wir, wenn unser Welt in Ordnung ist, wenn etwas schön, gut und richtig ist.
Natürlich brauchen wir die Freude, sonst könnten wir das Leben und unsere Beziehungen nicht genießen. Die Aufgabe der Freude ist Wertschätzung. Doch wir brauchen sie auch um zu wissen, wer wir sind und was uns entspricht, um unsere Lebensaufgabe zu finden. Denn wir werden gut in den Dingen, die wir mit Freude tun. Als solche Menschen werden wir attraktiv für andere: Die Kraft, welche der Freude innewohnt ist Anziehung.
Manche von uns wachsen in Familien auf, in denen die Freude unterdrückt wird. Nichts ist richtig, nichts ist gut. Nur eine Eins minus in der Schule geschrieben? Kein Grund zur Freude, nicht gut genug. Ein fröhliches Kind wird in einem solchem Umfeld als Störfaktor wahrgenommen und bekommt schnell mit, dass seine Freude nicht erwünscht wird. Dann erleben wir auch später zu wenig Freude. Als solche griesgrämigen Genossen fallen wir unseren Mitmenschen zur Last. Es wird schwer sein, Freunde zu finden. „Ich freue mich, Dich zu sehen.“ ist fast schon synonym mit „Ich mag Dich.“ Wer mag schon Freunde haben, die einen nicht wertschätzen?
Wie wäre es hingegen, sich den ganzen Tag nur zu freuen? Doch es ist nicht immer alles schön in unserem Leben und gut da draußen in der Welt. Menschen, die sich von ihren anderen Gefühlen abgeschnitten haben, strahlen etwas oberflächliches, unechtes aus. Sie leben im Schatten der Freude, der Illusion, der Selbsttäuschung.
Trauer
Früher oder später erleben wir als menschliche Wesen Verluste. Nichts ist für die Ewigkeit, Menschen verlassen uns, Menschen sterben.
Genauso ist es mit unseren Wünschen und Träumen. Manches können wir verwirklichen, anderes scheitert. Dann heißt es Abschied nehmen, unsere Wünsche mit der Wirklichkeit in Einklang bringen.
Die Aufgabe der Trauer ist Annahme. Sie lehrt uns, Dinge zu akzeptieren, die wir nicht ändern können, mit denen wir aber leben müssen. Wenn wir die Trauer in ihrer reinen Form fühlen, heilt unser Schmerz darüber schließlich. Wir machen unseren Frieden.
Die Kraft der Trauer, ihre lichtvolle Seite, ist Liebe. Sie ist verbunden mit den Qualitäten der Weisheit und des Mitgefühls. Nur wer wirklich geliebt hat, kann trauern. In der Trauer können wir schließlich erkennen, dass wir wie alle Wesen endlich sind. Wir können Mitgefühl und ein Gefühl der Verbundenheit entwickeln für alle, die den selben Schmerz wie wir erfahren. Umgekehrt führt der authentische Ausdruck von Trauer oft dazu, dass wir spontanes Mitgefühl in unseren Mitmenschen erregen. Trauer kann Weisheit in uns hervorbringen – wir erkennen, was wirklich zählt im Leben. Alles ist vergänglich, doch die Liebe bleibt. Das Leben ist zerbrechlich und gerade darin so wertvoll.
Manche Dinge können wir nicht ändern, andere sehr wohl. Wenn ich immer nur alles schade finde, wo ich eigentlich aufstehen und etwas daran ändern sollte, bin ich im Schatten der Trauer gefangen, der Passivität.
Angst
Die Angst ist eine immense Kraft, eine Naturgewalt. Wie die Wut kann sie als eine ursprüngliche biologische Kraft sehr brachial sein. Sie macht uns im besten Fall wach für mögliche Gefahren, lässt uns innehalten, lässt uns kreative Wege finden, wo uns (noch) keine Lösungen bekannt sind. Die Angst tritt immer dann auf den Plan, wenn wir mit dem Unbekannten konfrontiert sind. Die Aufgabe der Angst ist Kreativität, ihre Kraft ist Schöpfung. Etwas kommt auf uns zu, wir wissen nicht, wie wir damit leben werden können, doch wir werden damit leben müssen!
Wo wir die Angst aus unserem Leben verbannen, wird sie zum Problem. Die Angst selbst wird dann zum Unbekannten, welches wir fürchten, und wir sind auf dem besten Weg in einen Teufelskreis.
Wenn wir die Angst nicht meistern, sie uns überwältigt und handlungsunfähig macht, dann sind wir im Schatten der Angst. Der Schatten der Angst ist die Lähmung.
Wut
Die Wut ist von Vielen gefürchtet und negativ bewertet. Sie kennen nur ihre destruktive Seite, ihren Schatten, die Zerstörung.
Zuviel Wut, unverantwortlich ausgelebte Wut kann in der Tat verletzten und zerstören. Doch das ist mit Wut-Kraft nicht gemeint. Wer wie ein kleines Kind herumschreit und mit dem Fuß auf den Boden stapft, hat die Wut eben nicht gemeistert.
Die eigentliche Funktion der Wut ist nicht zu zerstören, im Gegenteil. Die Wut soll Grenzen schützen, soll das beschützen, was mir lieb und teuer ist. Wut kann mir helfen, „Nein“ zu sagen und Dinge würdevoll zu einem Ende zu bringen. Gerade darum braucht es sie auch, um „Ja“ zu sagen, um neue Projekte ins Leben zu rufen. Denn nur wer ein klares Nein zum Ausdruck bringen kann, kann auch klar „Ja“ sagen. Die Aufgabe der Wut ist Handlung, als Kraft ist sie Klarheit.
Jetzt wird auch klar, warum ich mich von der Freude abschneide, wenn ich mich von anderen Gefühlen abschneide. Wo ich niemals das Urteil treffe, „Das ist falsch!“ ist auch nichts mehr richtig gut.
Ein fünftes Gefühl ?
Freude, Trauer, Wut und Angst sind Kräfte, die sich auf die Außenwelt beziehen. Etwas da draußen ist richtig oder falsch, schade oder furchtbar.
Scham
Amana Virani nennt in ihrem Buch noch ein fünftes Gefühl, die Scham.
Die gedankliche Interpretation zur Scham ist „Ich bin falsch.“
Somit bezieht sich diese Gefühl nicht auf die Außenwelt, sondern auf mich, diese Kraft wirkt nach Innen.
Die Scham kann uns helfen, Fehler einzusehen und bessere Menschen zu werden. Sie läßt uns unsere Grenzen und Unzulänglichkeiten akzeptieren. Als Kraft der Demut (ich weiss, eine etwas aus der Mode gekommene Tugend) ist ihre Aufgabe die Selbstreflexion.
Im übertriebenen Maße führt sie zur Selbstzerfleischung, ihr Schatten. Wir werden Perfektionisten, beziehen alles auf uns. Paradoxerweise gehen wir somit aus dem Kontakt mit unseren Mitmenschen, wir drehen uns nur noch um uns selbst.
Ekel
Im beliebten Disneyfilm „Alles steht Kopf“ taucht jedoch statt Scham der Ekel als fünftes Gefühl auf. Ekel hilft uns davor, uns von allem zu schützen, was uns krank machen könnte. Er schützt uns vor Vergiftungen im wortwörtlichen oder übertragenen Sinne.
Gefühle in ihrer reinen Form erleben!
Damit Gefühle ihre Kraft entfalten können, ist es wesentlich, sie in ihrer reinen Form, unvermischt mit anderen Gefühlen zu erleben.
Trauer hat mit Depressionen ungefähr soviel zu tun wie gesunde Angst mit Panikattacken ohne triftigen Auslöser. Mir ist die Trauer ebenso bekannt, wie Depressionen. Während ich die Trauer in ihrer reinen Form schon immer mag (ja, auch das soll es geben!), sind Depression ein wirklich elender Zustand, den man wirklich niemanden wünschen möchte. So wie ich die Depression erlebt habe, ist sie ein Klumpen verschiedenster Emotionen, die sich gegenseitig blockieren. Da ist diese grenzenlose Wut, die ich aber lernen musste, zu unterdrücken, vielleicht gar nicht mal bewusst spüre. Die Trauer möchte akzeptieren, wird aber von der Wut zurückgewiesen, die sagt, dass die Dinge aber falsch sind und nicht zu akzeptieren. Und so stehen sich Wut und Trauer ineinander verkeilt gegenüber und hindern sich gegenseitig am wirken. Dann ist da noch die Angst, vielleicht Scham. Dieser diffuse Gefühlsklumpen resultiert dann in Erstarrung, Ohnmacht, Verzweiflung.
Gefühle müssen in ihrer reinen Form gefühlt werden, sollen sie ihre Kraft entfalten.
Gefühl versus Emotion
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen. Ein Gefühl tritt immer unmittelbar als Reaktion auf eine aktuelle Situation auf. Gefühle können uns Kräfte sein, wenn wir sie meistern. Emotionen sind alte Gefühle, die wir aus welchem Grund auch immer, nicht fühlen konnten, als es eigentlich dran war. Nun sind sie immer noch bei uns, wir stecken in ihnen fest. Emotionen dienen uns nicht. Es gilt, sie aufzulösen, indem wir ihnen nachträglich Raum geben und sie nachträglich fühlen. Atmen – fühlen – atmen – fühlen…
Die eigenen Gefühle zu erforschen
Die folgende Übung, um die eigenen Gefühle zu erforschen, hat mir eine Freundin gezeigt, welche sie wiederum in der psychosomatischen Klinik „Heiligenfeld“ kennengelernt hat. Neben den oben genannten Gefühlen tauchen darin auch noch Stolz und Schuld auf. Als Gefühle können die beiden laut Virani nicht bezeichnet werden. Jedoch fand ich die Übung in jedem Fall aufschlussreich und hilfreich bei der Selbstfindung, also belasse ich es dabei.
Lege eine Tabelle etwa folgender Art an:
Hier habe ich euch eine solche Tabelle (in dreifacher Ausführung) vorbereitet, als PDF zum downloaden und ausdrucken: Tabelle Gefühle
Nun trage jeden Tag ein, in welcher Intensität Du das entsprechende Gefühl gefühlt hast:
0= gar nicht
1= ganz wenig
2= schon irgendwie
3= ziemlich
4= stark
5= sehr stark
Interessant wäre auch, die Gelegenheit zu notieren, bei welcher der jeweils heftigste Auftreten eines Gefühls ins Erscheinung tritt.
Nach einer Woche wirst Du einen guten Überblick haben. Wenn ein Gefühl durch stetige Abwesenheit glänzt, lohnt es sich genauer hinzuschauen, was denn da los ist. Ebenso wenn ein Gefühl mit ständiger Heftigkeit auftaucht. Wesentlich ist natürlich auch die Verhältnismässigkeit. Wegen einer Kleinigkeit heftige Wut zu verspüren ist ebenso ungesund wie Angstgefühle ohne Anlass. Waren Deine Gefühle passend zur Situation? Konnten sie ihre Kraft entfalten?
Mehr erfahren:
Wie versprochen, jetzt hier auf marcella.berlin: „Angst als Kraft !?!“, wie immer mit haarsträubenden Geschichten aus meinem Leben angereichert.
Hier gehts zum Buch, vom dem hier die ganze Zeit die Rede war. Ich finde – die meisten Bücher braucht man nicht besitzen! Man liest sie einmal und könnte sie dann eigentlich auch weitergeben – was bringt es, wenn sie nur Regal herumstehen? Doch dieses Buch hat mich begeistert! Es stand längere Zeit in meinem Regal herum. Ich habe immer wieder darin nachgelesen und wollte es am liebsten allen meinen Freunden ausleihen.
Ich hoffe, dieser Artikel war hilfreich und hat vielleicht zum einen oder anderen Aha-Erlebnis beigetragen. Jetzt will ich von euch wissen – welches ist euer Lieblingsgefühl, welches mögt ihr am wenigsten? Oder mögt ihr schon alle? Ich werde hier nach und nach zu jedem Gefühl einen Beitrag schreiben. Über welches Gefühl soll ich als nächstes schreiben? Wie immer sind auch Kommentare gern gesehen!
Super hilfreicher Artikel!
Merci!
Freut mich sehr, liebe Ulrike, dass der Artikel helfen konnte! Gibt bald mehr Artikel zu den einzelnen Gefühlen.