Wenn ich von kostenfrei rede, meine ich ohne Austausch von Geld.
Doch natürlich ist alles im Leben ein Geben und ein Nehmen.
Mir kommen immer wieder haarsträubende Geschichten zu Ohren. Ein Freund von mir ließ einen Straßenmusiker bei sich wohnen. Besagter Musiker bediente sich nach Herzenslust am Kühlschrank, ließ alles nach Gebrauch an Ort und Stelle liegen, seinen Müll inklusive und auf die Idee im Haushalt auch mal Hand anzulegen kam er natürlich erst recht nicht. Mein Freund sah sich gezwungen, ihn nach drei Tagen wieder vor die Tür zu setzten.
Freunde von mir haben zwei digitale Nomaden zu sich nach Hause eingeladen. Die beiden verschwanden in ihrem Zimmer und arbeiteten rund um die Uhr. Nach kurzen Ausflügen ins Umland ließen sie kein gutes Haar an der Landschaft und am Wetter. Da stellt sich dann der Eindruck ein, dass die beiden lediglich einen kostenlosen Schlafplatz gesucht hatten.
Da kann ich echt nur den Kopf schütteln. Verschwenden diese Leute auch nur einen Gedanken daran, wie das bei ihrem Gegenüber ankommt? Nachhaltig ist so eine Verhaltensweise nicht, damit schaden diese Menschen letztenendes sich selbst.
Natürlich möchte ich, dass es mir gut geht. Aber genauso wünsche ich mir, dass es den Menschen in meinem Umfeld mit mir gut geht.
Soviel Herz und gesunden Menschenverstand mal vorausgesetzt:
Hier die 6 Möglichkeiten, auf Reisen kostenfrei zu wohnen.
1. Besuche Deine Freunde
Zumindest mir geht es so, dass ich eine lange Liste an Freunden habe, die mich schon lange mal zu einem Besuch eingeladen hatten.
Aber Vorsicht, überstrapaziere die Gastfreundschaft nicht! Ein böses Sprichwort besagt, „Besuch fängt nach drei Tagen an zu stinken.“
Solltest Du also den Wunsch haben länger zu bleiben rate ich Dir, zu beobachten, wo Deine Freunde Deine Unterstützung gebrauchen könnten und rede mit Ihnen über die Möglichkeit eines Austausch, der für beide gut ist.
2. Tausche Dich aus
Somit sind wir auch schon bei der zweiten Möglichkeit. Dieser Punkt wird wohl den meisten Raum einnehmen. Die Möglichkeiten, sich auf einen gute Art und Weise auszutauschen, ganz ohne Geld, sind endlos.
Solltest Du keine Freunde haben, ist das kein Problem, Du kannst weltweit welche finden!
Für alle, die das Landleben lieben bietet sich Wwoofing an – „World Wide Opportunities on organic farms“. Bio-Bauernhöfe in aller Welt suchen Menschen, die für etwas vier Stunden am Tag mitanpacken gegen Kost und Logi. Es geht hier nicht nur um Essen gegen Arbeit, sondern auch um Wissensaustausch und Begegnung. Die Mitgliedschaft kostet derzeit 18 Euro im Jahr.
Sollte das Landleben nicht so Dein Ding sein (oder hast Du keine Lust, Mitglied bei Wwoofing zu werden), findest Du auf workaway.info die unterschiedlichsten Möglichkeiten, Dich in aller Welt in den unterschiedlichsten Projekten einzubringen – sei es, in einem Party-Hostel im Dschungel Guatemalas mithelfen, eine junge Familie bei der Kinderbetreuung in San Francisco unterstützen, Englisch unterrichten in einem afrikanischen Dorf, und, und, und…
Interessierst Du Dich für das Leben in Gemeinschaft, dann gibt es viele Möglichkeiten gegen Mithilfe einige Zeit das Leben dort zu auszuprobieren. Bewährtes Verzeichnis von hunderten Gemeinschaften, Ökodörfern und Siedlungsprojekten ist das Eurotopia – sorry, ein leider kostenpflichtiger Wälzer, aber sehr nützlich! Solltest Du die zwanzig Euro nicht investieren wollen, rate ich Dir, genau zu überlegen, was Du Dir wünscht, und was Du gerne machst, und dann Augen und Ohren offen zu halten. Ich habe die Yoga Vidya Gemeinschaft entdeckt, weil ich mich leidenschaftlich für Yoga begeistere. Ich habe Freunde gefunden, die in Jurten leben, weil ich mal bei einem Jurtenbau-Workshop dabei gewesen war.
Wenn Du einfach Deinem Herzen und Deine Füßen folgst, wohin sie Dich tragen, tun sich immer Möglichkeiten auf. Auf meinen Reisen haben mir Straßenmusiker erzählt, dass Hostels in Spanien oft die Möglichkeit bieten, umsonst dort zu übernachten gegen ein, zwei Stunden Mithilfe. Ein anderer erzählte mir, dass er bei Restaurants und Hotels nachfragte, ob er gegen Mithilfe mit Schlafsack und Isomatte bei ihnen übernachten dürfe. Oftmals ließen sie ihn umsonst übernachten!
3. Housesitting
Eine Sonderform des Austausch ist das House-Sitting. Dabei geht es darum, dass Menschen während ihres Urlaubs jemanden suchen, der sich liebevoll um ihre Haustiere kümmert. In einigen Fällen sind auch keine Tiere da, dann geht es nur darum die Blumen zu gießen. Auch ist es ein gewisser Schutz, denn in offensichtlich bewohnte Wohnungen wird seltener eingebrochen.
Auch hier ist wieder alles dabei, von der Mieze in der Ein-Zimmer-Wohnung in Madrid bis zum Papagei in der Luxusvilla mit Swimmingpool. Zeitlich geht es bei wenigen Tagen los, manche Jobs dauern bis zu einem Jahr.
Es gibt einige Plattformen im Internet, die zwischen Haushütern und Hausbesitzern vermitteln, sie alle verlangen eine jährliche Gebühr. Die beliebteste ist leider auch die teuerste, es ist http://www.trustedhousesitters.com/. Sie nehmen 99 Euro im Jahr. Allerdings sollte sich das bezahlt machen, wenn man häufiger auf diese Möglichkeit des Wohnens und Reisens nützt.
Ich habe meine House-Sitting-Jobs jedoch nicht durch diese Plattformen gefunden, sondern durch Freunde oder Freunde von Freunden. Inklusive dem Angebot, eine Schafherde mit kleinem Bauernhof zu hüten.
4. Couchsurfing
Gastfreundschaft international! Auf Plattformen wie https://www.couchsurfing.com kann man Reisenden einen Schlafplatz anbieten – und seinen es nur die Coach im Wohnzimmer oder ein Platz für die Isomatte – und selbst nach Gastgebern suchen. Das ganze ist kostenfrei, selber einen Schlafplatz anzubieten ist keine Verpflichtung. Ausgiebige Profile mit der Möglichkeit der gegenseitigen Bewertung sollen mehr Vertrauen schaffen.
5. Die Natur ist Dein Freund!
Eigentlich naheliegend.
Ich glaube nicht, dass eine Übernachtung im Wald gefährlicher ist als der Nachhauseweg nachts in der Großstadt, eher im Gegenteil.
Was gibt es Schöneres, als morgens in der Wildnis aufzuwachen? Sich erst mal einen Tee zu kochen und dann einen weiteren Tag durch die Landschaft zu streifen?
Höhlen bieten sich genauso zur Übernachtung an, wie der Strand. Immer unter Berücksichtigung, in welchem Land man sich gerade befindet, natürlich. La Palma ist zum Beispiel nicht nur eine der schönsten Inseln der Welt, sondern zeichnet sich auch durch eine fast vollständige Abwesenheit von Kriminalität aus. Da würde ich jederzeit am Strand übernachten.
Ich bin eher die Schönwetter-Abenteuerin und belasse es bei einer Nacht im Freien, aber mit guten Zelt und Outdoor-Erfahrung geht da bestimmt einiges mehr.
6. Im Auto übernachten
Geht auch prima, wenn man nicht so sehr auf Luxus aus ist… Habe ich letztes Jahr auf einer Norwegenreise getestet. Einfach Auto mit geretteten Lebensmitteln vollpacken und los geht das Abenteuer. Inklusive Schwimmen in eiskalten Seen statt Dusche.
Die Luxusvariante wäre natürlich ein VW-Bus oder ein gar ein richtiges Campingmobil…
Wenn Du jetzt noch Mitreisende per Mitfahrgelegenheit mitnimmst, bekommst Du auch Deine Kosten für Benzin gedeckt!
Lesetipp: Ich habe House-Sitting per Zufall entdeckt und Learning by doing alles Wichtige herausgefunden. Wenn Du das Gefühl hat, Du möchtest mehr Informationen, um wirklich gut vorbereitet in so ein Abenteuer zu starten, kannst Du Dir „Hund, Katze, Haus – als Hausesitter günstig um die Welt“ von Sebastian Canaves holen. Ich habe das Buch nicht persönlich gelesen, jedoch besuche ich seit Jahren seinen Reiseblog Off the path. Was er schreibt, hat einfach Hand und Fuß, macht gute Laune und weckt das Reisefieber.
Weiterlesen auf marcella.berlin!
Einen emotional gefärbten, sehr persönlichen Bericht zum Thema habe ich hier schon geschrieben: „Kostenfrei wohnen: wie ich 2016 gewohnt habe, ohne dafür Geld auszugeben.“
Kostenfrei wohnen auf Reisen – meine absolute Lieblingsmöglichkeit! „Housesitting – kostenfrei wohnen für Tierfreunde auf Reisen“
Habt ihr schon eine der obengenannten Möglichkeiten praktiziert? Oder kennt ihr vielleicht sogar noch eine Möglichkeit, die ich vergessen habe zu erwähnen?
0 Comments